Freitag, 10. Oktober 2014

Zwischen den Welten

Heute zeige ich Euch mal, welchen Weltensprung ich von Montag bis Freitag vollziehe.

Meine beschauliche Heimat verlasse ich nur ungern am frühen Morgen, denn da bietet sich mir z.B. dieser
An- und Ausblick:
Das Grüne ist unser neues UFO 






Es dauert nicht sehr lange, dann folge ich diesem Schild:


Und muss mir solche Ausblicke ansehen:


Wenn ich Glück habe, kommt der Zug pünktlich - ist jedoch so gut wie nie der Fall, heute hatte er 64 Min. Verspätung!!
 

Und wenn ich noch mehr Glück habe, sind viele Plätze noch unbesetzt (das passiert nur am Anfang der Ferien).
Meistens ist der Zug schon gut gefüllt und ich muss Telefongespräche mit anhören, die man auch ohne Telefon führen könnte (so laut schreit der Telefonierende in das Gerät) und deren Inhalt allentscheidend für den Fortbestand der Welt sind ("Ja, Schatz, mach doch heute abend Kartoffelsalat ...").
Oder ich darf die Musik des Sitznachbarn "genießen", die er zwar rücksichtsvoll mit Ohrstöpseln hört, bedauerlicherweise aber schon so hochschwerhörig ist, dass er auf Wagon-Lautstärke stellen muss. Schade ist, dass der Musikfreund nicht vorher eine Umfrage startet, welche Musik denn gehört werden möchte. So kommt man am frühen Morgen schon in den Genuss einer Kakophonie, die mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt.  
Apropos Schauer: Im Sommer herrscht im Abteil eine gefühlte Temperatur von minus 15 Grad, während man sich im Winter bei kuscheligen 30 Grad großzügig die Viren teilt.

Nach dem Genuß von 1 Std. in öffentlichen Verkehrsmitteln steige ich entspannt und gut gelaunt aus, klettere die fast 50 Stockwerke zu meinem Büro empor (kleiner Scherz) und habe dann diesen Ausblick zur Verfügung. Mainhattan.
In dieser Welt gibt es Menschen, die sind mit dem Mobiltelefon am Ohr geboren worden. Menschen, die ständig mit sich selbst sprechen (bis ich mal gemerkt habe, dass die in ein tragbares Mikro reden - hihi). Menschen, die ihr Mobiltelefon umklammern als sei es der Rettungsanker der Welt. Oder zumindest ihr persönlicher.
In meinem Heimattal haben wir keinen Mobilfunkempfang. Wir hatten mal Besuch von einem Investmentbänker, der bekam Schnappatmung als er dies bemerkte.  Armes Kerlchen.
Hier geht der Blick in Richtung Bahnhofsviertel. Wenn ich abends noch etwas Zeit habe, gehe ich gerne durch dieses Viertel. Hier spielt sich das wahre, harte Großstadtleben ab. Ungeschminkt und Urban. Reichtum und Armut liegen sich hier in den Armen. Für Geld gibt es alles. Zuhälter protzen mit klotzigen Autos und jungen Mädchen. Drogenabhängige, Obdachlose und Bettler sehen dem Treiben mit leerem, resigniertem Blick zu. Rastlos und immer in der Hoffnung, noch einen weiteren Tag zu überleben. Nur noch einen, morgen wird alles anders, alles besser ...

Meinen Tagesablauf bestimmt dann hauptsächlich der Terminkalender.
Und das Telefon. Stationär ... mit Glückskäfer.
Oder auch mobil (ohne Kartoffelsalat-Absprachen - Ehrenwort).
Blumen schmücken meinen Schreibtisch - wenigstens ein bisschen Natur in der Stadt.

Ab und zu werfe ich einen Blick in die Kristallkugel, um endlich die richtigen Lottozahlen zu erwischen ...
Und verwerfe den Gedanken auch gleich wieder, getreu dem Motto:
Nachdem ich dann abends nochmal Gast der Deutschen Bahn AG mit all ihren Nebenerscheinungen (siehe oben) war, bin ich wirklich mehr als froh, wieder in meine kleine, ruhige und beschauliche Waldwelt heimkehren zu dürfen.
Morgen veranstaltet die Feuerwehr eine Großübung auf unserem Grundstück. "Haus in Brand mit Personenschaden" lautet die Alarmierung. Rund 50 Feuerwehrleute aus sechs Ortsteilen werden daran beteiligt sein. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt. Vor allen Dingen muss ich zusehen, dass Mikesch zum Zeitpunkt der Alarmierung im Haus ist, sonst dreht der durch vor lauter Angst. Ich werde versuchen ein paar Fotos zu machen und zeig sie Euch dann hier.
 
Bis dahin, ich wünsche Euch ein schönes Herbstwochenende.
Birgit 

2 Kommentare:

  1. Was für krasse Gegensätze in Deinem Leben. Unbeschreiblich schön Deine Heimat! Mit Wehmut wird sie sicher jeden Morgen verlassen und mit Freude zum Abend entgegengesehen. Für die Übung wünsche ich Dir, dass alles gut klappt und dass Dein Garten hinter nicht ausschaut, als wäre eine Rotte Schwarzwild hindurchgepflügt.
    LG Tanja

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  2. Man sagt aber auch : Gegensätze ziehen sich an. Ich finde deine Fotos die deines Heimattals, aber auch die aus Ffm total spannend und wunderschön. Wer kann schon in der Großstadt diesen Ausblick genießen. Toll
    Am Wochenende genau gesagt am Samstag war ich mit 2 Freundinnen in Michelstadt zum Kreativmarkt Sticheleien, bei der abendlichen Rückfahrt konnten wir auch diese tollen aufsteigenden Nebel aus den Wiesen bewundern.
    Da denkt man gleich am Matthias Claudius und sein Lied: Der Mond ist aufgegangen usw. usw.------- und aus den Wiesen steigend der weiße Nebel wunderbar.
    Eine schöne Woche wünscht dir
    mit lieben Grüßen
    Ute

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